Nachtwanderung um das Walberla (Ehrenbürg)



Walberla

Ausgangspunkt ist die Moritzkapelle bei Leutenbach (auf der Straße nach Egloffstein, 1 km hinter Leutenbach, befindet sich rechts ein Parkplatz).

Dauer: ca.4 Stunden.

landkarte
(Bildquelle: © Bayer. Vermessungsverwaltung)

Zunächst statten wir dem Moritzbrünnlein einen Besuch ab, das wenige Meter vvom Parkplatz enrfernt ist. Über die kleine Quelle sind mehrere Sagen im Schwange:

1) Sagen rund um den Moritzbrunnen: Die Schlangenkönigin

Am Osthang der Ehrenbürg liegt eine Höhle (Schneidershöhle?). Das ist der Palast der Schlangenkönigin. Im Sommer schlängelt sie sich an den Wiesentfluß, breitet ein weißes Tuch am Ufer aus und legt ihr Krönlein darauf, bevor sie ins Wasser steigt. Im Frühjahr und Herbst jedoch ist ihr das Flußwasser zu kalt. Da sucht sie den angenehmeren Moritzbrunnen bei Leutenbach auf. Im Winter dagegen schläft sie und wird von einer Maus und einem Igel in ihrem Versteck bewacht.
Einmal wollte ein Gänsehirt der Königin am Moritzbrünnlein das Krönchen stehlen. Sie legte es zum Bade ab, aber als er zugreifen wollte, sprang sie heraus und pfiff gellend. Da kamen alle Schlangen der Gegend heran, zerbissen den Hirten Hände und Gesicht. Er warf das Krönlein von sich fort, starb aber bald an dem Schlangengift.

Der Regenzauber

Der Heilige Moritz soll in Dürrezeiten helfen können. Dazu müssen drei Jungfrauen den Brunnen ausschöpfen. Damit er sich nicht wieder füllen kann, müssen die Quellöcher mit Hanffasern verstopft werden. Die Jungfrauen dürfen während der Prozedur nicht miteinander sprechen, sondern müssen immerzu Gebete murmeln. Nur dann ist mit Hilfe zu rechnen.

Wunder am Moritzbrunnen

In der Oster-, Weihnachts- und Pfingstnacht soll Wein statt Wasser aus dem Brunnen fließen. Außerdem soll das Wasser übernatürliche Heilkräfte besitzen. Es heißt weiterhin, daß in dem Wasser des Brunnens die ersten Christen der Gegend getauft worden seien.

Das Orakel

Der Moritzbrunnen soll einem weiterhin die Länge seines Lebens voraussagen können. Man werfe ein dünnes Stäbchen aus Holz, halb so lang wie ein Finger, ins Wasser. Geht es unter, stirbt man, so heißt es, noch im selben Jahr.
Vor langer Zeit forderten auch einmal übermütige junge Leute aus Leutenbach nach der Kirchweih zu mitternächtlicher Stunde ihr Glück heraus. Das Stäbchen des schönsten Mädchens des Dorfes, der "schönen Maig", ging unter. Schluchzend lief sie nach Hause. Ihre Großmutter war durch das Klagen wach geworden, gewann das Vertrauen des Mädchens und wußte Rat: Noch sei nichts verloren; sie könnte sich retten, wenn sie in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag das Wasser aus der Quelle tränke. Doch die Alte warnte: "Die Furcht lasse zuhause, denn in dieser Nacht treiben die Höllengeister ihr Unwesen!" Als diese Nacht gekommen war, suchte das Mädchen alleine die Quelle auf. Das Wasser verwandelte sich um Mitternacht tatsächlich in köstlichen Wein, und sie trank davon. Gleichzeitig zogen düstere Wolken auf, aus den Wolken hörte man Gekläff, Wiehern, Brüllen und Blöken. Dann zog das Wilde Heer über das Mädchen hinweg. Selbst der Teufel, als grüner Jägersmann verkleidet, gab sich ein Stelldichein. Doch der Appell des Mädchens an den Heiligen Moritz, dessen Figur heute noch geharnischt im Brunnenhäuschen steht, tat seine Wirkung. Leibhaftig stand der Heilige neben ihr und vertrieb den Teufel.

Direkt neben dem Moritzbrünnlein führt ein Weg den Berg hinauf. Der Weg ist nach "Georg Kanzler" benannt, dem ehemaligen Priester von Leutenbach, der zugleich Heimatdichter war. Im Abstand von wenigen Metern steht jeweils eine Tafel mit seinen selbstverfaßten Gedichten (über deren künstlerischen Wert sich streiten läßt). Jedenfalls führt der Weg auf den sogenannten Burgstein von Leutenbach. Von dort oben genießt man eine gewisse Aussicht, wir brauchen den steilen Weg aber nicht unbedingt auf uns nehmen.

Es sei aber darauf hingewiesen, daß auf dem Gipfel dereinst eine Burg gestanden haben soll und in ihren längst verschütteten Kellern ein Schatz ruhen soll. Wenn man in einen dunklen Felsspalt einen Stein hinabgeworfen hat, soll es gescheppert haben, als ob der Stein auf eine Metalltruhe aufgeschlagen wäre. Die Truhe soll von einem Hund mit feurigen Augen bewacht werden.


Wir können uns jedoch auch gleich der Moritzkapelle zuwenden. Sie liegt äußerst idyllisch in diesem einsamen Tal. Sie wird von einem kleinen Friedhof umhegt. Von ihr erzählt man sich folgende Sage:

Am Heiligen Abend wollte eine Frau aus Ortsspitz zur Messe nach Leutenbach gehen, hatte sich aber verspätet. Da kam sie an der Moritzkapelle vorbei. Als sie auch darin ein schummriges Licht wahrnahm, dachte sie sich: "Ach, wenn im Moritzen auch Mette ist, geh ich halt gleich da rein."
Sie eilte am Bahrhäuschen vorbei über den Totenacker und öffnete die Kirchenpforte. Innen herrschte beklemmende Stille: nur gespenstisches Gebetsmurmeln. Die Mienen der Beter waren tieftraurig und fahl. Irgendwoher kamen unserer verspäteten Kirchgängerin die Gesichter bekannt vor, wenn sie auch tief in ihrem Gedächtnis kramen wußte. Der Priester - war das nicht der vor Jahren verstorbene Pfarrer von Leutenbach? Ihre Sitznachbarin - war das nicht ihre tote Gevatterin? In dem Augenblick wendete sich ihre verstorbene Verwandte ihren Kopf zu der noch Lebenden: "Danke Gott, daß ich es bin, neben die du dich in deiner Torheit gesetzt hast! Mach nur, daß du gleich nach der Wandlung hinauskommst, eil dich, und laß an der Tür dein Schultertuch hinter dich gleiten und fliehe nach Hause, sonst bist du verloren!"
Unsere Bauersfrau tat so, wie ihr geheißen, erreichte den Hof mit Mühe, und fiel für mehrere Tage in schweres Fieber, von dem sie aber genaß. An der Tür vor der Moritzkapelle und auf den Gräbern fand man später die feinteiligen Fetzen des Tuches der Frau, welche aus Versehen in eine Totenmesse geraten war.

Nach diesen schauerlichen Rezitationen zweigen wir auf den Weg rechts ab, der talabwärts führt. Wir folgen dem gelben Kreuz. Der Weg führt uns durch eine Art Schlucht (Vorsicht in der Dunkelheit: Klitschig! Teilweise tiefhängende Äste!). Bald gestattet sich - zumindest bei Vollmond - ein zauberhafter Blick auf das Walberla. Nach einiger Zeit münden wir auf einen asphaltierten Querweg, dem wir nach links folgen (Man beachte auch die vielen Kruzifixe längs der Wegstrecke). Nach 200 m gelangen wir an eine Kapelle aus dem 18. Jhd, dort zweigen wir nach rechts ab.
Der Weg führt uns nach Dietzhof. Möglicherweise besteht Einkehrmöglichkeit im Brauereigasthof Alt. Ansonsten biegen wir nach dem Gasthaus rechts ab Richtung Leutenbach. Nach den letzen Häusern, führt links, bei einem Kruzifix, ein (Hohl-)weg das Walberle hinauf (roter Strich). Zu dieser Stelle fügt sich folgende Sage:

walberla

2) Der "Hehe"-Mann

In den Wäldern am Südhang des Walberla soll der "Hehe-Mann" sein Unwesen treiben. Er ruft mehrmals "Heee!", ohne daß ihn der Wanderer jemals sieht. Allein der Ruf scheint mit der Zeit aus immer kürzerer Entfernung zu kommen. Schließlich hockt sich der Dämon auf den Rücken des Wanderers und läßt erst wieder von ihm ab, wenn dieser eine menschliche Siedlung erreicht. Auch Bauern aus Dietzhof ist dies früher häufig passiert.


Nach einiger Zeit münden wir wieder auf einen Weg, wo wir links abzweigen. Nach 50 m muß ein Parkplatz kommen. Von diesem gehen mehrere Wege ab, allerdings nur einer bergaufwärts, den wir beschreiten (vorher noch einmal verschnaufen!).
Kurz vor dem Rodensteingipfel wird es etwas unübersichtlich. Wir können entweder den schmalen Pfad links wählen, bei der Dunkelheit empfiehlt es sich aber, lieber dem sanften Waldlehrpfad nach rechts zu folgen und sobald die Büsche zu unserer Linken in eine Wiese übergehen, querfeldein zum Gipfel zu stürmen.

3) Sagen vom Walberla: Die Hexen auf der Ehrenbürg

Auf der Ehrenbürg befindet sich, an der Stelle einer ehemals heidnischen Kultstädte, eine uralte, kleine Kapelle. Sie ist der Heiligen Walpurga geweiht. Es heißt, Walpurga habe die auf der Ehrenbürg hausenden Hexen und Dämonen gezwungen, ihr beim Bau der Kapelle zu helfen, dafür dürfen sie in der geheimnisvollen Walpurgisnacht ihr Unwesen treiben.

Wie man sich gegen die Hexen der Ehrenbürg zu schützen versucht

Die Bewohner der umliegenden Dörfer haben immer große Angst vor den Dämonen gehabt. Man malte etwa, besonders um die Walpurgisnacht, drei Kreuze an die Türen der Häuser und die Ställe, um die Hexen abzuhalten.
Vor die Stalltüre legte der Bauer ein Stück Rasen, in das ein Holunderzweig gesteckt war, denn der Holunder hatte hexenabwehrende Kräfte. Dies wurde auch Palmwedeln, Baldrian und Johanniskraut zugeschrieben, die ebenfalls zur Anwendung kamen. Mit Beginn der Dunkelheit versammelten sich die Burschen im Dorfe mit Bock- und Ziegenhörnern und verursachten einen Höllenlärm, der die Truden und Hexen austreiben sollte. Am Tag nach der Walpurgisnacht besprengten die Bauern die Felder rund um die Ehrenbürg mit geweihtem Wasser. Vor die Viehställe legten die Bauern spitze Eggen oder gekreuzte Rechen, mit den Zähnen nach oben, damit die Hexen daran hängenbleiben sollen.
Die Menschen versuchten sich durch allerlei Segenssprüche vor den Mächten der Dunkelheit zu schützen, etwa diesem hier: "Trudenkopf! Ich verbiete dir mein Haus und Hof, ich verbiete dir mein Pferd- und Kuhstall, ich verbiete dir meine Bettstatt, oder daß du über mich tretest..."
Hexen traten oft aus Wirbelwinden aus. In einen solchen mußte man ein Messer werfen, um die Hexe abzuwehren.
Allerdings sprach man dem in der Walpurgisnacht gefallenen Tau auch segensreiche Wirkung zu: Vor Sonnenaufgang mußte man auf der Ehrenbürg das Gras mähen, es bewahrte das Vieh vor Blähungen. Außerdem sollte es beim Menschen Sommersprossen zum Verschwinden bringen! Dieses Gras wurde früher ziemlich weit gehandelt. Im derbsten fränkischen Dialekt hat man dazu ausgerufen: "Etz wasch i mi mit Walburgisdregg, vertreib mir all mei Sunnaflegg!"
Rund um die Ehrenbürg war früher der Hexenglaube und die Hexenverfolgung deshalb auch besonders stark ausgeprägt. Man glaubte, daß Menschen aus dem Dorfe, die ihre Seele dem Teufel verschrieben hatten, mit Hilfe einer "Hexensalbe" sich von ihrem Körper lösen können und einen Geisterritt durch die Nacht durchführen können.

Der See in der Ehrenbürg

Nach vielen Legenden ist die Ehrenbürg im Inneren hohl und von einem gigantischen See gefüllt. In diesem See soll ein riesengroßer Fisch schwimmen, der seinen Schwanz ständig im Maul halten muß, um in den Berg hinein zu passen. Läßt er einmal los, werden alle Ortschaften in der Umgebung durch eine Sintflut zerstört werden. Die Kinder hielten deshalb früher das Ohr an den Berg, um das Rauschen des Wassers zu hören.
Jugendliche aus Wiesenthau sollen auch einmal eine Gans in einen Spalt hinuntergelassen haben. Wenige Stunden später seien Federn aus einer Quelle auf der gegenüberliegenden Seite des Berges herausgeschwemmt worden. Seit diesem Tag heißt diese Quelle "Gänsbrunnen".

Die große, sagenhafte Stadt am Fuß der Ehrenbürg und das verwunschene Schloß auf dem Berg

Der Legende nach soll in grauer Vorzeit am Ostfuß der Ehrenbürg einst eine riesige Stadt gestanden haben. Auf dem Berg, an der Stelle der heutigen Kapelle, war dagegen ein prächtiges Schloß. Doch der König, ein grausamer, böse Mann, hielt sich neben seiner tugendhaften Gemahlin eine böse Nebenbuhlerin. Als die beiden Frauen wieder einmal in Streit gerieten, stieß die Königin einen Fluch über die Burg aus, daß sich sogleich die Erde auftat und das Gebäude samt den Bewohnern in der Ehrenbürg verschwand. Das böse Weib verwandelte sich dagegen zu Stein, noch heute thront die "Steinerne Jungfrau" über der ausgestorbenen Hochebene.

Nach so vielen beunruhigen Mären (unter der Rubrik "Walberla" sind noch weitere nachzulesen) wandern wir lieber wieder weiter. Wir überqueren den Sattel des Berges, besichtigen auf dem anderen Gipfel die Kapelle und nun wird es etwas schwierig. Wir müßten dort oben einen Weg finden, der durch eine diagonal geteilte, rot-weiße Markierung gekennzeichnet ist. Dieser Weg ist schon tagsüber schwer zu finden und auch abschüssig, deshalb ist es zur Nachtstunde unbedingt zu empfehlen, in den Ehrenbürg-Sattel zurückzukehren, sich dort unten links zu halten und am linken Waldes den Weg zu suchen, der von hier ab zwar immer noch einem etwas verschlungenem, dafür aber keinem gefährlichen Pfad mehr folgt. Haben wir den Weg gefunden, durchstreifen wir einen Wald, der zumindest bei Tageslicht oder in der Dämmerung an Merlins Zauberwald Broceliande erinnert. Zum Glück wird es bald lichter. Aber Achtung: In diesem Wald müssen wir einmal unserer Markierung nach halblinks folgen. Haben wir diese Abzweigung gefunden, kommen wir in das im Tal liegende Leutenbach. In Leutenbach finden sich wiederum Einkehrmöglichkeiten. Wollen wir aber zum Auto zurückkehren, zweigen wir am Gasthaus Schütz erst nach rechts, dann 100 m später nach links Richtung Egloffstein ab. Wenn wir der Straße folgen, kommen wir direkt zum Parkplatz, wir können aber auch nach einigen hundert Metern links auf den Kreuzweg abzweigen, der uns ebenfalls zur Moritzkapelle zurückführt.