Die Festungsruine Rothenberg
Die Festung Rothenberg gründet auf dem Fundament einer mittelalterlichen Burganlage und hat eine lange und abwechslungsreiche Geschichte. Dank dieser Historie ist sie auch ein außerordentlich sagenträchtiger und bisweilen unheimlicher Ort. Vom Inneren der Ruine genießt man eine sagenhafte Aussicht auf Schnaittach im Westen und den Glatzenstein im Osten. Auch in der nahen Umgebung gibt es vieles zu entdecken, zum Beispiel den alten Soldatenfriedhof aus dem 18. Jahrhundert unterhalb der Burg, eine versunkene mittelalterliche Stadt am südlichen Abhang, von der man noch spärliche Reste im dichten Wald erahnt und den nachts sehr mysteriösen Judenfriedhof in Schnaittach. Auf der Burgruine finden in den letzten Jahren häufig besuchenswerte Veranstaltungen statt (siehe Link unten).
Anfahrt: Über die A9, Ausfahrt Schnaittach. Von Schnaittach aus ist die Rothenberg beschildert und von weitem sichtbar. Unmittelbar unterhalb der Burg befindet sich ein Parkplatz.
Das heutige Festung entstand 1729 bis ca.1750 auf den Fundamenten einer viel älteren und kleineren Burg aus dem 13. Jahrhundert. Die heutige Anlage ist die letzte Rokokofestung Europas. Sie war lange Zeit eine bayerische Exklave, ein Stachel im Fleisch des Territoriums der Freien Reichstadt Nürnberg. Aus diesem Grund sind die Ortschaften in der unmittelbaren Umgebung - im Gegensatz zum Umland - auch traditionell katholisch geprägt. 1806 mit Eingliederung Nürnbergs zu Bayern (bekanntlich ein Geschenk Napoleons) - war die strategische Bedeutung hinfällig, die Rothenberg wurde ein berüchtigtes Festungsgefängnis. 1840 wurde die Festung aber aufgrund hoher Kosten auf Anweisung Ludwigs I. aufgelassen, und Türen, Fenster, Böden und die Dächer, ja sogar die Dachrinnen und die Blitzableiter, am Ende Mauersteine und das Pflaster wurden verkauft oder einfach entwendet. Festungssteine finden sich noch heute in vielen Häusern der Dörfer der Umgebung. Erst in den letzten Jahrzehnten hat man Versuche unternommen, das morbide Bauwerk vor dem endgültigen Untergang zu retten.
Das Teufelszimmer
Den unheilvollen Namen "Teufelszimmer" trägt heute noch ein Gemach im ehemaligen Kommandantenhaus, dessen Fenster nach Schnaittach schauen. Unter dem unebenen Boden kreuzen sich diverse Gänge, so daß es schauerlich hallte, als sich vor langer Zeit in dem Raum ein Oberst mit seiner Sattelpistole erschoß. Die sterblichen Überreste des Soldaten wurden am Festungsfriedhof (siehe unten) bestattet, doch seine Seele irrt noch heute im Festungsgemäuer umher. An dem Zwischenwall, der die Bastionen "Schnaittach" und "Amalie" verbindet, hörten die Posten den alten Oberst stöhnend hin- und herwandeln. Vor allem in Herbst- und Frühlingsnächten, zumal bei Sturm, keuchte er die Mauern entlang. Manchmal klirrte es wie von eisernen Rüstungen und Schilden, mal schallte es, als ob scharfe Klingen aufeinanderschlugen, dann wieder fauchte es wie Wolfsgebell.
Das graue Männchen
In der Feste wurde einmal ein toter Soldat aufgefunden. Er war stickblau im Gesicht. Vielleicht war er einem Herzschlag erlegen, aber man munkelte auch, er sei von einem feindlichen Kameraden erdrosselt worden. Bald darauf jedenfalls begann es im Brunnenhof zu spuken. Das sogenannte "Graue Männchen" versetzte den Posten oft einen fürchterlichen Schrecken, besonders den blutjungen Rekruten. Es kam hinter dem Kugelgarten hervor, meistens nachts und wenn Nebel um die Brüstungsmauern flossen. Es humpelte über den Brunnenhof, neigte geheimnisvoll den Kopf bald dahin, bald dorthin - und verschwand wieder im Nichts ... und zwar genau beim Wachtürmchen zwischen den Bastionen "Nürnberg" und "Schnaittach".
Der kleine Tambour
Auf der Festung herrschte früher sehr strenge Zucht, unter der die Soldaten stöhnten. Jede Pflichtverletzung wurde mit drakonischen Strafen geahndet. Die Furcht vor seiner Bestrafung sollte einmal dem Tambour der Garnison zum Verhängnis werden.
Ohne Erlaubnis hatte er sich einmal von der Festung begeben und machte sich in einem Wirtshaus in Schnaittach vergnügt und schäkerte mit einem jungen Mädchen. Nach einiger Zeit besann er sich, daß er längst hätte zurückkehren müssen, um oben die Trommel zu rühren. Er hatte nur noch zehn Minuten Zeit, den langen, steilen Bergweg vom Marktflecken zur Burg zurückzulegen. Überstürzt brach er auf und hastete erst über die Felder, dann den Berg hinauf. Doch die Anstrengung war zu viel für sein Herz. Bei der Schafshütte, wo heute die Gastwirtschaft steht, brach er zusammen und starb dahin.
Wer heute den Berg hinaufsteigt, begegnet oft einem unheimlichen schwarzen Pudel, der einem ein Stück vorausläuft, um bald wieder im Dunkel des Waldes zu verschwinden. Der Pudel ist die Manifestation der Seele des armen Tambours, der bis heute keine Ruhe finden kann.
Tumult der Toten in der Burgkapelle
Der bayerische Kurfürst Max Emanuel hat neben der alten Festungskapelle ein neues Kirchlein errichten lassen. Doch bat der damalige Kaplan, Herr Math. Kempf, in einem Schreiben vom 3.6.1702 seine Hoheit untertänigst um eine angemessene Innenausstattung der Kirche:
"Der Leib steht nun zwar, aber ohne Seele!". Ersatzweise habe man Kanzel und Altar aus dem alten Gotteshaus herüberschaffen lassen. Aber das tue kein Gutes. Wie die Dienstmagd des Herrn Leutnants, Walpurga geheißen, berichtet habe, sei mehrere Nächte hintereinander des Nachts in der Kirche "ein großes Getümmel" gewesen, in der unter anderem Herr Graf Stange und seine selige Gemahlin bestattet liegen. Er sehe sich nicht in der Lage, in der neuen Kapelle weiterhin Messe zu feiern.
Südlich von der Festung finden sich im tiefen Wald die Überreste einer mittelalterlichen Stadt (!) und der unheimliche Festungsfriedhof. Der Festungsfriedhof ist leicht zu finden und sogar ausgeschildert (siehe auch das "X" auf dem obigen Plan); von der Stadt, die noch ein wenig unterhalb liegt, haben sich nur spärliche Reste erhalten. Der Autor meint gewisse Wallanlagen und einen Hohlweg mit alten Wagenspuren entdeckt zu haben. Aber gerade der verfallene Charakter dieser uralten Ansiedlung weckt ja die Entdeckungslust.
Alter Festungsfriedhof mit Grabsteinen aus dem 18. Jahrhundert
Ganz in der Nähe liegt Schnaittach. Schnaittach beherbergte die größte jüdische Bevölkerung einer dörflichen Ansiedlung in ganz Süddeutschland. Sehr sehenswert ist das
Jüdische Museum. Außerdem gibt es Schnaittach drei Judenfriedhöfe, von denen der sehenswerteste gleich hinter dem (ehemaligen) Krankenhaus im Norden der Stadt liegt.
Alter jüdischer Friedhof.
Alter jüdischer Friedhof.
Weitere Fotos von der Rothenberg und Umgebung:
Der Glatzenstein im Osten der Rothenberg. Eine Wanderung lohnt sich!
Mittelaltermarkt auf der Rothenberg
Infos zu weiteren Events auf der Festung!