Aufseß - die Gemeinde der drei Burgen





Schloß Unteraufsess



In Aufseß gibt es drei Burgen: Die alte Burg Unteraufseß im Ortskern (Abbildung), die stille Burg Oberaufseß etwas außerhalb des Ortes, sowie Burg Greifenstein westlich von Aufseß (von dort stammte übrigens der Hitler-Attentäter Graf Schenk von Stauffenberg).


Die Aufsesser Freiherren und der Teufel

Dem Geschlecht derer von Aufseß wurde in der Vergangenheit immer nachgesagt, es mit dem Teufel zu halten. In der Nähe von Aufseß liegt das sogenannte "Teufelsholz". Der Name sei so zustande gekommen, daß dort ein Ritter aus dem Geschlechte der Aufsesser "den wilden Jäger" getroffen habe. Der wilde Jäger führte seine Treffsicherheit vor. Der Aufsesser wollte ebenso gut schießen können und der wilde Jäger versprach ihm, daß sich das einrichten ließe. Er müsse sich ihm nur ganz zu eigen geben. Gedankenlos und gierig stimmte der junge Ritter zu. Sodann entfachte der wilde Jäger, es war längst Dunkelheit eingekehrt, ein unheimliches Feuer. In diesem gossen sie Bleikugeln, die ihr Ziel nie verfehlen. Außerdem härtere der Aufsesser sein Schwert in dem Feuer. Bald wurde er bekannt dafür, daß er seine Gegner mit einem einzigen Schwertstreich vom Scheitel bis zur Sohle spalten konnte. Von da an respektierte und fürchtete ihn jedermann, zumal man ihn oft mit jemandem reden hörte, obwohl der Aufsesser alleine im Zimmer war. Doch als sich sein Leben dem Ende zuneigte, begann dem Aufsesser doch bange zu werden. Er schickte Knechte von sich ins Teufelsholz, um gegen den wilden Jäger zu kämpfen, doch vergebens. Er verriegelte nachts das Burgtor, weil der wilde Jäger schon zweimal an die Tür gepocht hatte. Beim dritten Mal aber verlegte er sich auf einen Trick und ließ den wilden Jäger herein. Er tat freundlich und lud ihm im Rittersaal zu Rotwein ein. In dem Weine war jedoch ein Schlafmittel und während der wilde Jäger bewußtlos war, ließ ihn der Aufsesser ins Verlies sperren. Mit allerlei magischen Künsten schaffte es der Ritter auch zu verhindern, daß der wilde Jäger mit Hilfe seiner übernatürlichen Kräfte dem Kerker entkommen könne. Tag für Tag forderte er den Widersacher auf, auf seine Forderung zu verzichten. Aber der wilde Jäger brüllte immer ein entschiedenes "Nein" durch die verschlossene Kerkertür zurück. Erst nach sieben Tagen, an einem Sonntag, gab der wilde Jäger nach. Der Aufesser ließ ihn erleichtert frei. Doch das Leben hat ihm dieser Trick nicht gerettet. Kurze Zeit später fand man ihn tot im Teufelsholz liegen, und kein Mensch wußte, wie er dahin gekommen sein mag.


Der Teufelsbeschwörer und der Spalt in der Schloßkirche

Noch toller als sein Herr trieb es sein Diener, ein gewisser Karl Holley mit der Teufelsbeschwörung. Der Satan war immer mit ihm und seinen Kumpanen. Sie zogen von Wirtshaus zu Wirtshaus, grölten herum, provozierten friedliche Menschen und keine Frau und kein Mädchen war vor ihnen sicher.
Doch eines Tages gab es ein fürchterliches Gewitter und der Karl Holley wollte sich in der Schloßkapelle (direkt bei Schloß Unteraufseß) unterstellen. Doch da öffnete sich neben dem Altar unter lautem Krachen ein tiefer Schlund ins Erdinnere und ein Lindwurm zog den Diener in die Tiefe. Danach schloß sich die Erde wieder und kaum ein Riß kündet noch von dem damaligen Ereignis.


Der gespenstische Ritter im Schloß

Im Schloß Unteraufseß soll der "rote Ritter" herumgeistern, ein alter Ahne, der aufgrund seiner Sünden keine Ruhe findet. Er gleicht verblüffend dem Siegmund von Aufseß, dessen Bild in Lebensgröße in der Ahnengalerie des Schlosses hängt. Jedenfalls trägt der Geist ebenfalls wie Siegmund einen langen, roten Leibrock.


Die Geister der Gehenkten

Nördlich von Heckenhof (Ortsteil etwa 2 km östlich von Aufsess) befand sich früher der Galgenhügel, der ehemalige Richtplatz der Grundherren von Aufseß. Auf diesem Hügel sollen heute noch die Geister der Gehenkten umgehen.


Investitur des Grauens

Im Jahre 1840 ist offensichtlich eine Art Investitur durchgeführt worden, wo es im Dorfe überall "nicht richtig" ist (=wo es spukt). Den Anlaß zu dieser Untersuchung konnte der Autor nicht ermitteln. Jedenfalls sind bevorzugt Dorfhonoratioren oder Beamte gefragt worden, weil sie als seriös und glaubwürdig gelten konnten. Und tatsächlich wurden die übernatürlichen Erscheinungen in bürokratischer Genauigkeit aufgeführt:

Als erstes eine detaillierte Auflistung des Ortsvorstehers Barthel Pöhlmann vom 13. November 1840, wo es seiner Ansicht und Beobachtung nach überall in Aufseß umgehe:

1. Er habe einstmals um Mitternacht, als er von Gösseldorf heim und gegen das Burgtor ging, vom Burgtor herab einen ungeheuer großen Mann gehen sehen, mit dem er beim Mühlstadel zusammengekommen, wo dann der Mann an den Blöchern vorbei in die Schneidmühle ging, aber, als er sich bückte, um in die Türe einzugehen, unter der Türe verschwunden sei. Der Mann sah grau aus, hatte einen Rock bis an die Knie gehend an und einen runden, grauen Hut auf, dessen Krempen etwas aufgebogen waren. Im Gesicht sah er aschgrau aus, wie gestorben.

2. In der Hecke bei demselben Mühlstadel sollen andere Leute oft ein kleines, graues Männchen gesehne haben. Er aber sah es nie.

3. Er habe, als er einstmals von Heiligenstadt herüberging, einen Wagen fahren hören und sei guter Dinge bis an das Aufsesser Holz gegangen, wo er auf einmal eine Chaise mit zwei Pferden ohne Kopf und einen Kutscher ohne Kopf, schnell vom Bierweg herkommend, quer über seinen Weg an der Grenze des Holzes hinauffahren sah und hörte.

4. Auf derselben Stelle sah er ein andermal, als er von Bamberg heraufging, ein kleines, ganz schwarzes Männlein, tischhoch, mit feurigen, sehr großen Augen auf sich von dem Wege, wo die Chaise hinaufgefahren war, herablaufen und auf dem Fahrweg nach Aufseß einige Schritte fortgehen, wo es links ins Holz ging und seinen Augen entschwand.

5. Desgleichen ging ein kleines, graues Männchen, etwas größer wie das schwarze, als er Vieh von Bayreuth herab über die Plankensteiner Heide trieb, von dem oberen Wartstein bis zu dem Plankenfelser Wirtskeller mit ihm, welches ebenso feurige Augen hatte. Es blieb aber immer etwa fünf bis sechs Schritte hinter ihm und stand auch, wenn er stand, sagte nichts und ging bei den Wirtskeller in die verschlossene Tür hinein.

Unterzeichnet zur Bestätigung,

Barthel Pöhlmann.


Befragung des Nachwächters Johann Dietsch

Auch der Nachtwächter wurde damals befragt, was im Ort nicht mit rechten Dingen zuginge:

Man ließ den Nachtwächter Johann Dietsch dahier kommen und befragte ihn über die Erscheinung, welche er gehabt haben soll, worauf er entgegnete, er könne mit einem Eid aussagen, daß er Ende August nachts auf der Bank vor dem Schloßtor (Burg Unteraufseß, siehe Bild) geschlafen habe, nachdem er elf Uhr ausgerufen hatte. Da sei etwas an ihn herangekommen und habe ihn aufgeweckt, indem es an seinem Wächterhorn gezogen habe. Hierauf habe er sich aufgerichtet, und neben ihm sei ein kleines Männchen von etwa vier Schuh Höhe gestanden, das ihn angesehen habe, ohne etwas zu sagen, und sodann der Schloßmauer entlang fortgegangen sei. Dann sei das Männchen verschwunden, wie wenn ein Licht ausgeblasen würde. Hierauf schlug es Viertel nach 11 Uhr. Es war damals eine helle Nacht, Mondlicht, und er wisse gewiß, daß das Männlein nicht auf die Seite gegangen sei, da ja die Mauer neben ihm war und er es deutlich neben der Mauer verschwinden sah. Das Männchen habe ein Röckchen, dunkelgrau, angehabt und ein niedriges, schwarzes Filzhütchen mit aufgeschlagener Krempe. Das Aussehen des Gesichtes wäre nicht bleich, sondern wie eines lebendigen Menschen gewesen.

Aufseß, den 10. November 1840.

Unterzeichnet:Johann Dietsch.